Schon mal in einer Telefonzelle geduscht?
In meinen bisher drei Jahren im juFORUM hatte ich tatsächlich noch nie an einem IT-Wochenende teilgenommen. Es wurde also höchste Zeit!
Da das IT-WE traditionell im Stuttgarter Hackerspace (shackspace) stattfindet, war mir die Anreise aus Potsdam bisher immer zu weit gewesen. Diesmal hatte sich jedoch sogar jemand aus Greifswald angemeldet. Der weite Weg war also keine Ausrede, genauso wenig wie die Fahrtkosten, die schließlich vom Verein übernommen werden. Aber wenn die Teilnehmer solche Strecken für ein Wochenende auf sich nehmen, dann muss es sich ja wohl lohnen.
Mit dem Betreten des Shackspace begann die Reise ins Hackerland. Eine Wunderwelt gefüllt mit blinkenden LEDs, jeder Menge außergewöhnlicher Geräte (vom Bauteil-Automaten bis zur Datumsanzeige der Zeitmaschine aus "`Zurück in die Zukunft"'), lustigen und informativen Postern.
Unser eigener Raum passte wunderbar ins Bild: ein langer Tisch voller Laptops, Kabel und konzentrierter Gesichter, neben einem Haufen Pizzakartons und Getränken. Beglückt von dem Anblick und der Freude über das Wiedersehen ging es gleich los.
Das schöne beim IT-WE ist: Hier findet jeder etwas Sinnvolles zu tun. An Aufgaben mangelt es nie und eine Übersicht bekommt man ganz einfach über die To-Do-Liste auf der juFORUM-Website. Wer an der Website programmieren möchte, bekommt vom Technikvorstand Alex eine kurze Einführung in die juFORUM-IT und kann anschließend mit einfachen Aufgaben beginnen, die in der Liste extra mit \#technikeinstieg markiert sind. Keine Angst, Änderungen werden alle zunächst auf unserem Testsystem, der Spielwiese, getestet, man legt also normalerweise nicht gleich die öffentliche Website lahm, wenn man einen Fehler macht.
Für wen PHP eine Fremdsprache ist, kann sich auch der Optik oder den Inhalten der Website widmen, neue Flyer designen oder was eben sonst gerade so anfällt. Für alle ist was dabei und Hilfe ist immer zur Stelle.
So verging die Zeit wie im Flug, bis ich um vier Uhr nachts (nicht als letzter) in den Schlafsack stieg.
Die Dusche am nächsten Morgen war abenteuerlich. Die außergewöhnliche Duschkabine bestand nämlich aus nichts Geringerem als einer ausrangierten und umfunktionierten knallgelben Telefonzelle. Rechts davon ein Münzautomat (natürlich selbst gebaut), der gegen 50 Cent fünf Minuten Duschvergnügen versprach (ja, entgegen anfänglicher Zweifel reichen fünf Minuten locker).
Diesmal war am Samstag sogar Programm geboten, denn ein Penetrationstester einer Tübinger Firma war eingeladen. Wem die Berufsbezeichnung nichts sagt: Er prüft die Sicherheit von IT-Systemen, indem er sich in die Rolle eines potentiellen Angreifers begibt. So durfte er auch schon mal ganz legal online in eine Bank einbrechen.
Er hielt einen Vortrag über typische Fehler und Sicherheitslücken inklusive Live-Hacking, was beeindruckend, lustig und beängstigend zugleich war. Lustig war vor allem der schlecht programmierte Online-Shop eines Juweliers, bei dem man ganz einfach die Preise der Artikel selbst bestimmen konnte. Natürlich haben wir nichts bestellt und wurden stets darauf aufmerksam gemacht, wo die Grenze des Legalen erreicht ist. Beängstigend wiederum war, wie Android-Apps mit den richtigen Berechtigungen einfach unbemerkt Fotos machen können, ohne dass überhaupt der Bildschirm an sein muss.
Alles in allem verbrachte ich so ein außergewöhnliches, lehrreiches und unterhaltsames Wochenende im Süden, das ich nur empfehlen kann.
Schmunzeln musste ich auch über die entgegengesetzten Konzepte eines Freitagabends, die aufeinandertrafen als ich meiner Schwester nachts ein Foto von dem Spektakel schickte und sie mit einem Bild aus der Disko antwortete. Vielleicht ist es auch gut, dass das IT-WE nur einmal im Jahr stattfindet. :)